Donnerstag, 26. Mai 2016

Naturheilkunde und Schulmedizin - ein Widerspruch?



Oft schimpfen die Ärzte über uns Naturheilkundler und wir über die Ärzte. Vielleicht sollten beide Seiten einfach akzeptieren, dass wir lediglich anders an bestimmte Dinge ran gehen.

Die Schulmedizin hat ihre Stärken ganz eindeutig dort, wo es um Akutfälle geht, sei es Verletzungen durch einen Autounfall, Herzinfarkt, Schlaganfall, etc.. . Würde ich einen schweren Autounfall haben, wäre meine Sehnsucht nach einem guten Notarzt grenzenlos.
Sitzt mir ein Patient gegenüber, bei dem ich den Verdacht habe, dass eine lebensbedrohliche Erkrankung vorliegt, schicke ich den natürlich zum Arzt.

Im Gegensatz dazu hat die Naturheilkunde ihre Stärken in eher chronischen Krankheiten. Hätte ich chronische Rückenschmerzen, Migräne, einen Reizdarm oder ähnliches, würde mich mein Weg sicher zu einem meiner Kollegen führen.

Das liegt daran, dass der Ansatz ein ganz anderer ist. Die Schulmedizin versucht erst einmal, den „Feind“ zu lokalisieren, sei dies nun ein Virus, ein Bakterium, ein Tumor, oder was
auch immer. Die Naturheilkunde, so wie ich sie verstehe, akzeptiert das, versucht aber nicht, etwas  „gegen die Krankheit“, sondern „für den Patienten“ zu tun.

Nehmen wir eine ganz banale Infektion, sei sie nun viral oder bakteriell: Der Arzt wird im ersten Fall eventuell Aciclovir und im zweiten Fall ein Antibiotikum verschreiben. Das
kann in vielen Fällen durchaus Leben retten. Dass Antibiotika aber viel zu oft zum Einsatz kommen, ist ebenfalls unbestritten.

Der Naturheilkundler wird im Gegensatz dazu versuchen, das Milieu zu verbessern, indem er das Immunsystem stärkt. Die Methoden dazu sind vielfältig, sei es nun durch die Gabe von Vitaminen und Mineralstoffen (ich weiß auch nicht, warum Vitamine in Deutschland immer potentiell gefährlich sind, Medikamente aber völlig harmlos….), oder durch Akupunktur, Heilpflanzen, Osteopathie, etc.

Falls der geneigte Leser jetzt nach dem Widerspruch in beiden Verfahren sucht… nun, ich finde ihn auch nicht. Im Gegenteil, beide Ansätze ergänzen sich hervorragend, würde man sie nur nutzen.

Nehmen wir ein Beispiel aus der Orthopädie: Bei Rückenschmerzen, mit oder ohne Bandscheibenbeteiligung (es ist sehr oft eben nicht die Bandscheibe!), setzt die Schulmedizin Injektionen ein, um die Entzündung zu bekämpfen. Gemerkt? Schon wieder wird etwas bekämpft. Was macht die Osteopathie? Hier ein Auszug aus der Definition der Osteopathie von der WHO:

„Osteopathische Gesundheitsfürsorge bietet ein System an zur Einschätzung, Diagnose und Behandlung zahlreicher medizinischer Gegebenheiten. Sie basiert auf dem Prinzip, dass Struktur und Funktion des Organismus eng miteinander verbunden sind und dass das Wohlbefinden eines Menschen von dem harmonischem Zusammenwirken seiner neurologischen, muskoloskelettalen, kardiovaskulären und viszeralen Strukturen abhängt. In der Anwendung zielt die Osteopathie darauf, das allgemeine und natürliche Wohlbefinden des Organismus wieder herzustellen (und zu erhalten).

Verstanden? Hier steht nix von Kampf, sondern von Wiederherstellung.

Vielleicht verstehen irgendwann beide Seiten (Schulmedizin und Naturheilkunde), dass sich ein Kampf nicht lohnt, sondern das gegenseitiger Respekt, das Anerkennen von Synergieeffekten, Kooperation der einzig richtige Weg zum Wohle des Patienten sind. Gottseidank hat sich in den letzten Jahren diesbezüglich schon einiges gebessert, aber es muss noch eine Menge passieren.

In diesem Sinne… ein schönes Wochenende.

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